Ruth Geedes
Der Wiesenblumenstrauß (Heitere ostpreussische Geschichten)
Ich hatte von ihr schon einmal ein Buch mit ostpreußischen Gedichten geschenkt bekommen; mit Gedichten, die ihr die Tränen kommen ließen (vor Rührung) und bei denen ich die Krise bekam. Na gut, das sind zwei Generationen Unterschied... (Für die, die es tatsächlich wissen wollen: Es war ein Gedichtband mit Gedichten von Agnes Miegel. Nachdem ich 3 oder 4 der düsteren, schwülstigen – entschuldige, Omi! – Machwerke gelesen hatte, inspirierte es mich spontan, ihr gleichzutun: „In des Grabes dunkler Kühle, sehn‘ ich mich nach Sommers Schwüle, nach den heißen Tagen hin. Schiet, daß ich gestorben bin.“ Von dem Kaliber waren die also. Nur, Frau Miegels waren ernst gemeint.)
JEDENFALLS:
Trotz aller Vorurteile, die ich da habe, hat mir dieses Buch gefallen.
Die Vorurteile sind dergestalt, daß ich da aufhorche und immer den Beigeschmack des ewig
gestrigen empfinde. Des: "Ach, du lieb Heimatland" und "Hätten wir das nur wieder." und
ähnliches. Sowas kann ich nicht ab.
Komischerweise ist das hier aber nicht der Fall. Es handelt sich um nette kleine
Geschichten aus dem Alltag vor etwa 80 bis 100 Jahren, schätzungsweise. Aufm Land, im
Dorf, in der Universitätsstadt Königsberg (heute Kaliningrad, PL).
Harmlose kleine Anekdötchen von einfachen Leuten und solchen, die dachten, sie seien
"besser"; vom besoffenen Nachtwächter, den sie in die Nachbarsstadt schleppten, ohne daß
er es merkte. Von der Medizin des Schäfers, um die sich nach seinem Tod alle schlugen
(und was dann wirklich darin war)...
Begebenheiten, die so oder ähnlich auch in jeder anderen Ecke Deutschlands stattgefunden
haben könnten. Mich persönlich stören die eingestreuten Gedichte (vielleicht, weil sie
mich so fatal an Agnes Miegel erinnern), aber die Geschichtchen sind ganz neckisch. Sie
erinnern mich ein bißchen an "So zärtlich war Suleyken" von Siegfried Lenz, oder an manche
Geschichten von Ustinov, wenn er mit liebevollem Blick gewisse Eigenarten seiner
Mitmenschen skizziert.
Erwartet keine Sozialkritik. Ist nich‘. Aber wenn Ihr mal gar keine Lust auf schräges, anspruchsvolles oder trendiges habt, sondern auf heile Welt...
Erschienen im
Selbstverlag Ruth Geede
PF 61 01 43
22421 Hamburg
ISBN 3-7921-0614-0
Rezensiert 11.08.2000
© Claudia Heldt.
Zuletzt aktualisiert: 11.08.2000