Hans J. Massaquoi
Neger, Neger, Schornsteinfeger
Meine Kindheit in Deutschland

Stand Wochen in den Bestseller-Listen. Und das berechtigterweise. Massaquoi erzählt locker und flockig aus seinem Leben. Nicht nur über seine Kindheit, aber tatsächlich wird der größte Teil des Buches von diesen Kindheitserinnerungen ausgefüllt; die weitere Entwicklung und Karriere werden eher der Vollständigkeit halber erzählt - was nicht heißt, das das etwa lieblos geschähe...

Massaquoi wuchs als uneheliches Kind einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters in Hamburg auf. Die Familie seines Vaters verließ aus politischen Gründen Deutschland; die Mutter wollte nicht mit nach Liberia. So wurde sie die Alleinerziehende eines kleinen schwarzen Jungen, der sich voll und ganz als Deutscher fühlte und nach den gleichen Idealen strebte wie seine Freunde, was so weit ging, daß er sogar zur Hitlerjugend und später zur Wehrmacht wollte. Immer mehr mußte er jedoch lernen, daß er als sog. "Nichtarier" nirgendwo erwünscht war. Und im Gegensatz zu einigen wenigen glücklichen Juden konnte er sich nicht mit einer anderen Identität versorgen; seine Hautfarbe fiel immer auf...

Erstaunlicherweise ist Massaquoi nicht verbittert oder zerbrochen; dieses Buch ist auch keine Abrechnung mit Deutschland, das er, auch nachdem er in die USA ging, häufig besucht hat. Er schildert amüsant und für den Leser nachvollziehbar, wie es ihm (vor allem in der Kriegs- und frühen Nachkriegszeit) erging; eigentlich auch seinen Weg zu sich selbst.

Ein faszinierendes Buch; ein Puzzlestein mehr, um das Leben in der Barbarei zu erahnen. Wenn’s nicht so teuer wäre, für den Geschichtsunterricht als ergänzende Literatur zu empfehlen (aber vielleicht kommt ja bald eine Paperback-Ausgabe).
Lesen!

Erschienen bei
Fretz & Wasmuth
ISBN 3-502-11940-6

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Rezensiert 18.08.2000
© Claudia Heldt. Zuletzt aktualisiert: 23.09.2008