Louis Pergaud
Der Krieg der Knöpfe

Zum Inhalt:
Zeit: Irgendwo um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert.
Zwischen den Dörfern Longeverne und Velrane herrscht Krieg. Nun ja, es sind die Buben, die sich beharken. Sie tun das in kleinerem Maßstab als die Großen, aber sie prügeln sich und bewerfen sich mit Steinen, Gefangene werden gedemütigt und ihre Kleidung so sehr ramponiert, dass diese zu Hause gleich noch einmal eine Tracht Prügel bekommen. Man legt Geheimverstecke an und sammelt sogar für eine Kriegskasse – damit vom Gegner in Mitleidenschaft gezogene Kleidung gleich wieder instand gesetzt werden kann.

Meine Meinung:
So abenteuerlich und wehmütig Pergaud diese, scheinbar sehr stark seiner eigenen Kindheit ähnelnde Zeit beschreibt, so widerlich erscheint sie mir. Es ist sicher etwas anderes, ob Kinder durch die Wälder streifen und Abenteuer, Kämpfe nur spielen, oder ob sie sich gegenseitig wirklich verletzen. Einem anderen Kind (das wohlmöglich nur zwei oder drei Anzüge besitzt) die Kleidung dermaßen zu zerstören, dass es daheim verständlicherweise Ärger bekommt (wobei auch hier ein Unmaß von Gewalt herrscht), ist einfach nicht in Ordnung.
Und der Grund, warum hier überhaupt Krieg herrscht, wird erst recht spät im Buch offenbart...

Rivalitäten sind natürlich und bestehen – nicht nur bei Kindern – auch heute noch. Dennoch hoffe ich, dass unsere Kinder eine schönere, friedlichere Kindheit haben.
Dieses Buch werde ich nicht noch einmal lesen.
Dann doch (viel lieber!) Roald Dahls „Danny oder Die Fasanenjagd“ (siehe dort).

Im Grunde kann man beide Bücher am Schlusssatz in ihrer ganzen Aussage unterscheiden. Pergaud meint dort nämlich (und das gibt nichts vom Inhalt preis): „… und La Crique äußerte bewegt und schwermütig [über Eltern] (...) die prophetischen Worte: „Und wenn wir erst mal groß sind, werden wir womöglich genauso dämlich wie die!“
(Und das wurden sie vermutlich auch.)

Während Dahl schreibt: „Achtung! An alle Kinder, die dieses Buch gelesen haben: Wenn Ihr erwachsen seid und selber Kinder habt, dann erinnert Euch bitte an etwas sehr Wichtiges: Langweilige Eltern machen keinen Spaß. Was alle Kinder möchten und haben sollten, sind Eltern, die KLASSE sind.“
Und damit hat er natürlich Recht.

Dressler Klassiker 1997
350 Seiten, gebunden, mit schönen s/w-Illustrationen von Philip Waechter
ISBN 3-7915-3558-7

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Rezensiert Mai 2007
© Claudia Heldt. Zuletzt aktualisiert: 11.10.2008