Janne Teller
Odins Insel
Zum Inhalt:
Der einäugige Odin taucht zu Weihnachten mit seinem Schlittengespann im verschneiten
Smedieby auf. Eines seiner Pferde scheint sich ein Bein gebrochen zu haben, und das ist
tatsächlich ein Beinbruch, denn Odin hat Unheilsbotschaften zu überbringen. Leider weiß
er nicht mehr, woher er kommt, noch, wohin er will, und was das für Botschaften waren,
kann er auch nicht mehr erinnern...
Aber die Einwohner aus Smedieby – und Posthusby, nicht zu vergessen – nehmen in auf und
versprechen, sich um ihn zu kümmern. Wenn auch der Schmied das Pferd aufgeben will. Aber
Odin besteht darauf, es einem Tierarzt zu zeigen, und den scheint es nur auf dem
Kontinent zu geben. Aber seit den Zeiten des Vaters der alten Ricke-Marie war niemand
mehr zum Kontinent aufgebrochen, und der war nicht wiedergekommen. Smedieby und
Posthusby liegen auf einer Insel, ein gutes Stück vom Festland entfernt, und weil es
viele Klippen gibt, können Boote die Insel nicht erreichen.
Aber das Meer friert auf wundersame Weise über Nacht zu, und Odin macht sich auf den
Weg.
Als er das Festland erreicht, wird er beinahe von einer jungen Frau überfahren. Sie
bringt ihn ins Krankenhaus, und da er nicht erzählen kann, woher er kommt oder wo er
wohnt, wird er für geisteskrank gehalten. Jedenfalls vom Krankenhauspersonal. Als die
Medien von ihm erfahren, gibt es aber immer mehr Gruppierungen, die ihn für den Messias
halten (schließlich ist er zu Weihnachten gekommen); es gibt Probleme zwischen den
beiden Anrainerstaaten der Meerenge, über die Odin kam, denn offiziell gibt es da gar
keine Insel...
Meine Meinung:
Ein phänomenales Buch. Ein schönes Buch. Wunderbar poetisch, nachdenklich, skurril,
philosophisch, geheimnisvoll, liebevoll, ironisch. Wie geht das nur? Teller schildert
die Vorkommnisse ruhig und gelassen, es gibt keine krassen Spannungsanstiege, aber
häufig Verblüffung, Schmunzeln, belustigtes Kopfschütteln. Und immer wieder ein
angenehmes Gefühl der Liebe zu den Menschen. Ein schönes Märchen. Lesen.
„Konnte Brynhild Sigurdskaer Recht haben, dass es zum Überleben notwendig sein konnte,
Teile von sich zu verkaufen, und dass man nur dafür Sorge tragen musste, die verkaufte
Zeit so weit wie möglich zu begrenzen?“
„Mit der Erkenntnis der Freiheit ist Bequemlichkeit keine Alternative mehr.“
„Was hat man, wenn man sich selbst verloren hat? In den Augen vieler Menschen ist das
nicht so furchtbar. Es ist ja das, was alle tun. Was sie nicht verstehen, ist, dass es
das Schlimmste ist, was man tun kann.“
„Es gibt kein wahrlich kein Unglück, dem ein wenig Glück nicht abhelfen kann.“
Erschienen bei btb Bücher (Goldmann Verlag)
Taschenbuch, 478 Seiten
ISBN 3-442-72743-X
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Rezensiert 27.01.2006
© Claudia Heldt.
Zuletzt aktualisiert: 21.11.2008