J.R.R. Tolkien
Der Herr der Ringe
Frodo erhält von seinem Onkel Bilbo, der noch einmal auf große Wanderschaft gehen will, dessen Haus mit
allen Inhalten sowie einen scheinbar unscheinbaren Ring, dessen Ungewöhnlichkeit zunächst nur dadurch
offenbar wird, dass er im Feuer merkwürdige Zeichen offenbart und sich dennoch kühl anfühlt.
Der Zauberer Gandalf enthüllt Frodo, dass dieser Ring das gefährlichste Ding in ganz Mittelerde ist;
sollte er in die falschen (sprich: des Dunklen Herrschers Saurons) Hände gelangen, werde die ganze Welt
unterjocht...
Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, besteht darin, den Ring dort zu vernichten,
wo er geschmiedet wurde: im Schicksalsberg. Der aber ist weit entfernt, noch dazu im Reich des Feindes.
Was Frodo und seinen Begleitern auf dem Weg alles geschieht, und was letzten Endes mit dem Ring passiert,
ist Inhalt dieses Buchs (in drei Bänden).
Ich habe das Buch vor x Jahren das erste Mal gelesen, als ich noch zur Schule ging, so mit 15 Jahren
vielleicht. Was mich damals am meisten fasziniert hat, war die Leichtigkeit, mit der es dem Autor
gelingt, vor dem inneren Auge Bilder von Landschaften und Orten entstehen zu lassen, in denen sich die
Charaktere dann austoben. Man kann richtig darin versinken.
Übrigens wollte ich damals am liebsten Waldläufer werden...
Leider habe ich heute nicht mehr die Zeit, stundenlang auf diese Reise zu gehen :o(
Trotzdem fasziniert mich dieses Buch nach wie vor. Tolkien hat eine eigene Welt erschaffen, mit
Landschaften, Kulturen und Charakteren, die nicht zu fern vom Heutigen sind, aber phantastisch genug,
um etwas ganz Eigenes darzustellen; richtungsweisend für, aber nie erreicht von anderen Fantasy-Schriftstellern.
Wahrscheinlich hat jeder Leser seine speziellen Lieblingsstellen und solche, wo es ihn etwas Überwindung gekostet hat, weiterzulesen. Beim ersten Lesen habe ich mich über die Schlachtenszenen hingeschleppt, die mir nicht so wichtig schienen, weil ich doch wissen wollte, wie das mit Frodo weiterging. Aber die Gewichtung hat sich verändert, da auch diese Passagen einfach dazugehören.
Ich habe keine Ahnung, welche Version ich damals aus der Bücherei geliehen hatte, vermutlich die
Carroux-Übersetzung; jetzt habe ich die grüne Klett-Cotta-Ausgabe gelesen und prompt die Anhänge vermisst.
Damals empfand ich sie als Schnörkel, als i-Tüpfelchen der Ausführlichkeit von Tolkien; jetzt hätte ich
sie gerne dabei gehabt, um noch ein paar Hintergrund-Informationen nachzulesen und die Elbenschriften
dabeizuhaben...
(Tolkien war wirklich jemand, der auf der Schwelle zum Abdrehen gestanden haben muss;
lebt jemand, der sich so in eine Sache vertiefen kann, noch in dieser Welt, oder hat er nur das große Glück,
die Zeit dafür aufwenden zu können?)
Zur Neu-Übersetzung: Naja, zwischen den Lesungen lagen nun doch ein paar Jahre, so dass ich keinen direkten Vergleich hatte, aber die neue Version kam mir doch teilweise ein wenig merkwürdig vor. Einige Namen und Ausdrücke schienen anders, als ich sie in Erinnerung hatte, und teilweise hatte ich das Gefühl, dass das Englisch zu wortwörtlich übersetzt worden war. Das führt dazu, dass ich mir das Original bald wieder zu Gemüte führen werde und vielleicht doch noch einmal eine alte Übersetzung zu Rate ziehen werde... (hieß es nicht "Tüften" in der alten Übersetzung anstelle von "Knullen"?)
Und noch ein Wort zur Verfilmung: Ich finde, dass Peter Jackson einen superguten Job gemacht hat und die Abweichungen
von der Handlung des Originals vielleicht gerade näher zum ursprünglichen Gefühl für die Story führen.
Ich denke, dass in Bezug auf die Auswahl von Landschaften, Besetzung und Special Effects kaum ein Wunsch
offen bleibt. Neuseeland ist ein wunderschönes Land, die Landschaftsaufnahmen an sich sind schon fast das
Filmgucken wert, die Darsteller sind perfekt gecastet und von Weta kann sich so manch große Special
Effects Firma eine Scheibe abschneiden. Es ist Jacksons großes Verdienst, seine Vision von Tolkien so
wunderbar auf die Leinwand zu bringen, dass selbst Leute, die das Buch noch nicht gelesen hatten, es sich
gekauft (und gelesen) haben. Und so macht es nix, wenn man beim Wieder-Lesen vor seinem geistigen Auge die
hervorragenden Schauspieler sieht, die Mittelerde richtig lebendig werden ließen.
((Ich habe die Special Extended Version von "Die Gefährten" erstanden und freue mich immer wieder daran, wie
die Darsteller offensichtlich diese Freundschaften tatsächlich erlebt und empfunden haben, und das nicht nur
bei der Arbeit. Das ist eine wunderbare Sache, wie ich sie auch bei unserem Projekt "Sommernachtstraum"
erleben durfte.))
Falls das bis jetzt noch nicht klar geworden sein sollte: LESEN!!!
Erschienen bei
Klett Cotta
ISBN 3608935444
Rezensiert 25.07.2003
© Claudia Heldt.
Zuletzt aktualisiert: 21.11.2008