(Sir) Peter Ustinov
Krumnagel

Von Ustinov habe ich jetzt mehrere Bücher gelesen, von denen jedes in seiner Art anders war. Ob nun "Der Alte Mann und Mr. Smith" (Gott und der Teufel auf einer Reise durch unsere heutige Welt - wobei der Teufel irgendwie sehr menschlich und bedauernswert erscheint) oder "Gott und die staatlichen Eisenbahnen" (Geschichten über Menschen, teilweise zärtlich, sehr einfühlsam geschildert).
"Krumnagel" ist wieder anders.

Zur Handlung:
Krumnagel ist ein US-amerikanischer Polizeichef mit einer Chuzpe, wie sie sich für diesen Beruf wohl gehört. Also ein Mann mit Rasierklingen an den Ellenbogen... Mit seiner Ehefrau begibt er sich widerwillig (denn wie soll seine Stadt ohne ihn auskommen?) auf eine (geschenkte) Reise, die ihn zunächst einmal nach England führen soll. Hier nun nimmt das Schicksal (?) seinen Lauf...
Krumnagel diskutiert in einem Pub unter Alkoholeinfluß mit einem Einheimischen; erschießt diesen in der Meinung, sein Leben verteidigen zu müssen - und landet prompt hinter Gittern. Nun entspinnt sich eine Handlung, die sowohl die Aspekte der diplomatischen Verwicklungen als auch Krumnagels inneren Wandel umfaßt. Was er alles auf seinem Weg durch verschiedene Stationen der britischen Justiz und danach erlebt...

Meine Meinung:
Gut beobachtet und scharfsinnig in Worte gefaßt. Ein kleines "aber": Man kann des guten auch zuviel tun... Meistens habe ich mich einfach an den Schilderungen ergötzt, mich über kleine sprachliche Feinheiten gefreut. Manchmal dachte ich aber auch: "Sachte, sachte... Bitte jetzt nicht noch ein Bonmot!" Es war einfach die Fülle von geistreichen Anspielungen, die einen teils fast erschlägt.
Wen das nicht schreckt, der hat hier ein interessantes und abwechslungsreiches Buch vor sich.
Wie sagt Tucho doch so richtig: "Was darf die Satire? Alles!"
Ustinov hat eine Ader an sich, Situationen skurril eskalieren zu lassen, die manchmal an Ephraim Kishon erinnert, er verharrt aber (im Gegensatz zu diesem) nicht dabei. Er ist subtiler. Er ist differenzierter. Er wertet nicht durch die Art zu erzählen; die Darstellung führt den Leser aber dann doch auf eine bestimmte Sichtweise hin...

Erschienen im
ECON Taschenbuch Verlag
TB, 440 Seiten
ISBN 3-612-27233-0

Zurück zur Übersicht "U"

Rezensiert 27.09.1999
© Claudia Heldt. Zuletzt aktualisiert: 23.05.2009